Schultypen und Schulstandorte
1924: Schulgründung als Zweijährige Frauengewerbeschule für Weißnähen und Kleidermachen (Unterbringung in der Knabenhauptschule Jakob-Thoma-Straße 20, später in der Pfarrgasse 7)
1932: Einjährige Meisterklasse, Kurse für Hausfrauen für Wäsche- und Kleidernähen
1939 – 1955: Städtische Lehranstalt für gewerbliche Frauenberufe mit gewerblicher und hauswirtschaftlicher Berufsfachschule – zweijährig
1937 – 1948: Einjährige Haushaltungsschule
1953: Dreijährige Lehranstalt für gewerbliche Frauenberufe
1963: Vierjährige Landesfachschule für Damenkleidermacher
1975: Benützung einiger Räume im ehemaligen Hyrtl-Waisenhaus am Josef-Hyrt-Platz 3
1980: Wiedereröffnung der einjährigen Haushaltungsschule
1980: Benützung aller Räume im ehemaligen Hyrtl-Waisenhaus am Josef-Hyrt-Platz 3
1982: Fünfjährige Höhere Lehranstalt für Mode und Bekleidungstechnik (Marketing- oder Designschwerpunkt) sowie Dreijährige Fachschule für Mode und Bekleidungstechnik
1988: Eröffnung des neuen KLassen- und Sporttraktes
1989-1998: Kolleg für Mode und Bekleidungstechnik
2000: Höhere Lehranstalt für Produktmanagement und Präsentation
2002 – 2010: Einjährige Wirtschaftsfachschule
2009: Fünfjährige Höhere Lehranstalt für Mode mit Schwerpunkt Modemanagement und Design
2023: Generalsanierung des Turnsaals, des Garderoben- und Buffetbereichs
Meisterklassen: 1932 bis 1945, 1966, 1968 bis 1970, 1973
Schulleiterinnen und Schulleiter
1924 – 1926: Karl Stürzenbaum
1926 – 1930: Regierungsrat Franz Rathsam
1930 – 1931: Elsa Gabriel
1931 – 1945: Dr. Ludwig Grätz
1945 – 1977: Studienrätin Maria Wolf
1977 – 1995: Regierungsrätin Gerlinde Paukert
1995 – 2013: Hofrätin Magistra Eva Fialik-Fritsch
seit 2013: Mag. Martin Pfeffer
Stolz auf unsere Geschichte
Bis in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wurden Mädchen noch vorwiegend zu guten Müttern und Hausfrauen erzogen. Die existenziell oft ausweglose Situation der Nachkriegszeit löste einen Veränderungsprozess aus und war mit ein Grund für einen Paradigmenwechsel in Bezug auf das Rollenbild der Frau, da sich viele von ihnen gezwungen sahen, einen Nebenverdienst zum Hausfrau- und Muttersein zu suchen.
Frau Professor Christine Schwarzl, eine Musikpädagogin aus Mödling, erkannte die Not der Frauen und gründete – mit Unterstützung einiger Persönlichkeiten – eine Ausbildung zu Heimarbeiterinnen in den Räumen der Bundesgewerbeschule in Mödling. Gleichzeitig wurden auch Heimarbeiten vermittelt.
Da sich zu diesem Kurs viele junge Mädchen meldeten, initiierte Frau Professor Schwarzl nach dem Vorbild des Wiener Frauenerwerb-Vereins einen Frauenerwerb- und Bildungsverein in Mödling, um der Nachkriegsjugend eine Ausbildung für das Gewerbe auf schulischer Ebene zu ermöglichen.
Fundament unserer Schule
Dieser Verein hat die Zweijährige Frauengewerbeschule für Weißnähen und Kleidermachen ins Leben gerufen. Somit war der Grundstein für unsere Schule gelegt. Mitte September 1924 konnte der erste Unterricht unter Leitung von Herrn Direktor Karl Stürzenbaum in der Knabenhauptschule Jakob-Thoma-Straße 20 aufgenommen werden. Die fachliche Leitung übernahm Frau Helene Adler-Prigl.
Mit ihr wurden im „Arbeitsunterricht“ in der ersten Klasse ein Nähtuch, ein Babyhemd, Kinderhemd, Herrenhemd, eine Schürze, ein Nachthemd und ein Sommerkleid gefertigt, Werkstücke, die bis in die 1970er-Jahre im Lehrplan erhalten blieben. Weiters wurden Schnittzeichnen, Materialienkunde, Deutsche Sprache, Geschäftsaufsätze, Bürgerkunde, Rechnen, Kalkulation und Buchführung, Haushaltskunde, Gesundheitslehre, Dekoratives Zeichnen, Singen und Turnen unterrichtet.
Die Schule blüht auf
Am 28. Juni 1926 erhielt die Schule unter Regierungsrat Rathsam das Öffentlichkeitsrecht.
Im März 1931 übernahm Dr. Ludwig Grätz die Direktion der Schule, welche er bis 1945 leitete und zur vollen Entfaltung brachte. Und das, obwohl – für uns heute unvorstellbar – eine Klasse mit nur drei Nähmaschinen und einer Bügelstelle mit Gasbügeleisen für 17 bis 28 Schülerinnen ausgestattet war.
Bereits 1932 wurde eine Meisterklasse ins Leben gerufen, die bis zum Kriegsende 1945 bestand.
Der Fachschule wurde 1937 bis 1948 zudem eine Einjährige Haushaltungsschule angeschlossen.
Zur wirtschaftlichen Situation sei noch erwähnt, dass die Schule bis 1938 von freiwilligen Spenden des Frauenerwerbs- und Bildungsvereins und einem geringen Schulgeld der Schülerinnen finanziert wurde. Dazu kamen noch die Einnahmen aus Kundenarbeiten der Schülerinnen. So wurden beispielsweise im Jahr 1935 für die Fertigung eines Rockes 2,10 Schilling oder für ein Kleid 2,80 Schilling verrechnet.
1939 gelang es Herrn Direktor Dr. Grätz, die Gemeinde Wien zur Übernahme der Kosten für die Erhaltung der Schule zu bewegen. Damals war Mödling der 24. Wiener Gemeindebezirk. Die Schule wurde daraufhin in „Gewerbliche und hauswirtschaftliche Berufsfachschule der Stadt Wien“ umbenannt.
Herausforderung
Der Zweite Weltkrieg und die Zeit unmittelbar danach stellten auch die Schule vor schier unlösbare Probleme. Frau Fachlehrerin Maria Wolf wurde in dieser schweren Zeit mit der provisorischen Leitung betraut. In den schwierigsten Monaten, Mai und Juni 1945, galt es, mit aller Kraft den Zusammenhalt und das Vertrauen der Schülerinnen, sowie des noch verbliebenen Lehrkörpers zu gewährleisten.
Frau Maria Wolf nahm es in dieser Zeit auf sich, täglich von ihrer Wohnung in Floridsdorf mit stundenlangen Fußmärschen die Schule in Mödling zu erreichen. Durch ihre Opferbereitschaft und ihr Pflichtgefühl sicherte sie den Fortbestand der Schule und sorgte für die Wiederherstellung geordneter Verhältnisse. Mit Schulbeginn 1945/46 stellten sich auch wieder alle Schülerinnen ein und es konnten zusätzlich noch zwei neue Klassen eröffnet werden.
Lebensmittelversorgung
Die Hauptsorge war in dieser Zeit neben der Unterrichts- und Erziehungsarbeit die Ernährung. Die Menschen hungerten. Selbst Grundnahrungsmittel gab es keine mehr. Über Initiative von OSR Dr. Josef Pongratz, Professor an der Bundesgewerbeschule Mödling, konnten Lebensmittel von der Zentralstelle der Wiener Schülerausspeisung beschafft werden. Verkocht mussten die Lebensmittel allerdings vor Ort werden. Nach kurzen Verhandlungen mit Frau Maria Wolf stellte diese die Schulküche zur Verfügung. Ihre beiden Fachlehrerinnen G. Wohlmut und E. Svoboda erklärten sich bereit, mit ihren Schülerinnen zu kochen. Im Gegenzug wurden die Mädchen der Fachschule mit Speisen versorgt.
Trotz großer Herausforderungen war es möglich, am Ende des Schuljahres 1945/46 eine kleine Ausstellung von Schülerarbeiten zu gestalten. In der Mödlinger Zeitung vom 29. Juni 1946 steht dazu: „Mödling hatte vergangene Woche Gelegenheit, in das Wirken einer seiner Schulen Einblick zu nehmen, auf die es stolz sein kann (…). Oft gab es Fälle, bei denen aus der Not eine Tugend gemacht wurde, oft ensprangen gerade aus der äußersten Sparsamkeit, aus der Notwendigkeit, verschiedenartiges Material zu vereinigen, die besten Einfälle. (…)“. Es war sehr bedauerlich, dass mangels an Räumen und Aufsichtspersonal die Dauer der Ausstellung nur kurz sein konnte. Alle, die sie gesehen haben, waren sich darüber einig, dass sie einen vollen Erfolg der Schule bedeutete. Seit damals ist es Tradition, jährlich Schülerarbeiten zu zeigen.
Modeschau wird Tradition
1953 fand, mit großem Anklang, eine Modevorführung statt, die fortan zum fixen Bestandteil der Schule wurde. In demselben Jahr wurde die Ausbildung dreijährig und „Städtische Lehranstalt für gewerbliche Frauenberufe“ genannt. 1955, nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages, wurde Mödling wieder zur selbständigen Stadt in Niederösterreich erklärt und die Schule vom Land Niederösterreich als Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht unter dem Titel „Landeslehranstalt für gewerbliche Frauenberufe“ übernommen.
1958 wurde die langjährige Leiterin, Frau Maria Wolf, zur Direktorin der Schule bestellt. Die Leistungsschau war bereits fixer Bestandteil unserer Schule, und es wurde keine Mühe gescheut, die Werkstücke der Schülerinnen in den Räumlichkeiten der Knabenhauptschule zu präsentieren.
1959 fanden bereits „berufskundliche“ Führungen durch die Schule statt, um Hauptschülerinnen die Berufswahl zu erleichtern.
1963, mit der Einführung des neunten Schuljahres, wurde unser Schultyp vierjährig und in „Landesfachschule für Damenkleidermacher“ umbenannt. 1966, 1968 bis 1970 und 1973 war zusätzlich eine Meisterklasse untergebracht.
1973 wurde die industrielle Fertigung als Schulversuch eingeführt und die Landesfachschule für Damenkleidermacher in „Landesfachschule für Bekleidungsgewerbe und Bekleidungsindustrie“ umbenannt.
1975 hatte die Schule allen Grund zu feiern, als sie in das ehemalige Hyrtl-Waisenhaus in Mödling am Josef-Hyrtl-Platz 3 einziehen konnte.
1977 trat Frau Studienrat Direktorin Maria Wolf nach 32 Jahren verantwortungsvoller Tätigkeit in den Ruhestand.
Zur neuen Direktorin wurde mit 1. Jänner 1978 Frau Gerlinde Paukert ernannt. Sie führte die Schule in ihrer Amtszeit bis Ende des Schuljahres 1994/95 zu qualitativen Höchstleistungen heran und stattete die Schule mit technisch modernstem Equipment aus. 1980 bewerkstelligte sie die Wiedereröffnung der Einjährigen Haushaltungsschule und erweiterte 1982 die Schule nach beharrlichen Verhandlungen um die Höhere Lehranstalt für Mode und Bekleidungstechnik.
Der starke Zuwachs der SchülerInnen führte 1986 zum lang ersehnten Zu- und Neubau. 1988 konnten die neuen Räume bezogen werden, die im Vergleich zu den früheren Klassen einen enormen Bewegungsspielraum aufwiesen.
Weiterer Ausbau
1989 bis 1998 führte die Schule das Kolleg für Mode und Bekleidungstechnik, ab 1995 die Fachschule für Mode und Bekleidungstechnik.
1995 übernahm Frau Maga. Eva Fialik-Fritsch die provisorische – und mit 1. Jänner 1997 bis Ende des Schuljahres 2013 die offizielle Leitung der HLA-Mödling. Frau Direktor Maga. Fialik-Fritsch setzte im Zeitalter der Kommunikationstechnologie und des Netzwerkens einen neuen Akzent im Bildungsangebot der HLA und eröffnete im Jahr 2000 die Höhere Lehranstalt für Produktmanagement und Präsentation.
Seit 2000 verfassen die Schülerinnen und Schüler der BHS eine Diplomarbeit, eine längere, schrfltiche Facharbeit ausgehend von einer realen Berufssituatoin im Team, welche zum Abschluss auch präsentiert wird.
2002 wurde die Einjährige Haushaltungsschule mit einem neuen Lehrplan in Einjährige Wirtschaftsfachschule umbenannt, welche bis 2010 geführt wurde.
2003 wurden die Stundentafeln aller Lehrpläne aller sekundären Schultypen um zwei Jahreswochenstunden gekürzt, was leider allein der Kostenreduktion diente.
Qualitätsarbeit
Das Qualitätsmanagement (QIBB – Qualität in der beruflichen Bildung, 2024 QMS – Qualitätsmanagement für Schulen) hielt Einzug in die berufsbildenden Schulen, dem die ersten Maßnahmen 2005 folgten. Ziele waren, die Anzahl der Drop-out-Quote zu senken, Individualfeedback einzufügen und die neue Reife- und Diplomprüfung gut vorzubereiten. Die Entwicklung der Bildungsstandards fiel ebenfalls in diese Periode.
2007 wurde den ersten Jahrgängen der BMHS ermöglicht, in Deutsch, Englisch, angewandter Mathematik und einem Fachtheoriegegenstand – bei uns Rechnungswesen -, die große Klasse in zwei Gruppen zu teilen, um die notwenige Individualisierung des Unterrichts zu ermöglichen.
2009 wurde die Höhere Lehranstalt für Mode und Bekleidungstechnik lehrplantechnisch neu konzipiert und wird bis heute als Höhere Lehranstalt für Mode mit Schwerpunkt Modemanagement und Design geführt.
Da der Küchenbereich nicht mehr benötigt wurde, investierte der Schulerhalter in den Umbau der beiden Räume zu einem modernen Präsentationsraum und einer Übungsfirma. Auf Grund des enormen Interesses an den beiden Schultypen entschloss man sich, den Physiksaal in einen Doppel-EDV-Raum umzubauen, so dass auch das Arbeiten in Klassenstärke mit Computern oder das Verfassen von Schularbeiten ermöglicht wurde.
Mag. Martin Pfeffer übernahm mit Beginn des Schuljahres 2013/14 die Agenden von Schulleiterin Frau HRin Maga. Eva Fialik-Fritsch.
Seit Mai 2016 wird an allen BHS-Standorten die standardisierte Reife- und Diplomprüfung durchgeführt. Mit eingeführt wurde die Kompensationsprüfung, mit der sich zwei Drittel bis die Hälfte der Schülerinnen und Schüler mit einem Nicht genügend, die Note ausbessern können.
2014 bis 2016 wurden die Lehrpläne in kompetenzorientierter Form abgefasst, um den europäischen Standards zu entsprechen.
Unsere Schule positioniert sich mit ihren zwei fünfjährigen Schultypen als MODE PRODUKT Mödling in der gesamten Bildungsregion neu.
Von Juni 2023 bis April 2024 wurde um etwa 1,5 Millionen Euro der Turnsaaltrakt generalsaniert, der Buffet- und Garderobenbereich sowie die Lüftungsanlage erneuert und ein barrierefreier Zugang geschaffen.
Quellen:
Festschrift anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Schule,
Festschrit anlässlich des 90-jährigen Bestehens der Schule,
Berufsbildung in Österreich von Christian Dorninger 2020, Hölzel Verlag